Über Wachstum und Nachhaltigkeit in den 2020ern

Krisenjahrzehnt 2020er

Die Schlagwörter Wachstum und Nachhaltigkeit in einem Atemzug zu nennen, sorgt bei vielen Expert:innen für Kopfschütteln. Denn eine Wende hin zu grünen Energien und sozialer Gerechtigkeit erfordert Einbußen – und Einbußen schmälern das Wirtschaftswachstum. Die Rechnung ist simpel. Warum also halten wir vehement daran fest, Wachstum und Nachhaltigkeit unbedingt miteinander vereinbaren zu wollen? Liegt es an unserer Bequemlichkeit? An unserer Überzeugung, dass die Technik es richten wird? An unserem Weltbild? Der bisherige Verlauf der 2020er-Jahre deutet an, in welchem Widerspruch Wachstum und Nachhaltigkeit wirklich zueinander stehen.

Warum, das liest du in diesem Artikel.

Krisenjahrzehnt 2020er: Ein kurzer Schlag für das Wirtschaftswachstum

Anfangs klang es wie ein Modewort, das sich hinter Begriffe wie Nachhaltigkeit und Innovation einreihte. Mittlerweile bestimmt es unseren Alltag, blinkt uns fröhlich mit seinen fünf Buchstaben entgegen. K R I S E. Krise! Wir lesen und halten stirnrunzelnd inne, überlegen, sortieren uns. Müssen wir uns Sorgen um unser Wirtschaftswachstum machen? Und worüber noch?

Coronakrise.

Energiekrise.

Getreidekrise.

Bankenkrise.

Der Gebrauch des Begriffs? Alltäglich. Und welche Krise auch immer unterwegs ist, die Lösung lautet: Wachstum.

Alltägliches Wachstum also. Moment mal – und was ist mit der Nachhaltigkeit?

Immerhin stehen wir vor gewaltigen Herausforderungen, die uns eigentlich gar keine Krise mehr erlauben. Die Zerstörung unseres Planeten ist in vollem Gange, und wir verlegen seine Rettung – wieder einmal – auf morgen. Genauer gesagt: auf zukünftige Generationen.

Es ist ein bisschen so, als würden wir sagen „Sorry, Erde, du musst dich leider noch gedulden, gerade befinden wir uns in einer Krise. Aber wir retten dich noch, versprochen!“

Klingt absurd? Für mich klingt es nach unserer Lebensrealität. Gerade dann, wenn wir nicht von einem Krisenjahrzehnt, sondern von Krisenjahrzehnten sprechen.

Wäre dies der Fall, stellt sich für mich eine entscheidende Frage: Wie lange noch sollen Krisen – so dringend sich ihre Bekämpfung auch erweist – als Entschuldigung dafür dienen, dass wir einen großen Batzen unserer Ressourcen für Wachstum anstatt für Nachhaltigkeit aufwenden?

Wachstum und Nachhaltigkeit im Zuge der Covid-19-Pandemie

Wie schnell Mittel für ein übergeordnetes Ziel aufgebracht werden können, zeigte die Covid-19-Pandemie. Obwohl auf den ersten Blick unsichtbar, bedrohte das Virus nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch das Wirtschaftswachstum. Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung kosteten Deutschland Milliarden, Investitionen in soziale Projekte und Klimaschutz wurden auf Eis gelegt. Immerhin erwiesen sich die Maßnahmen als Erfolg. Die Wirtschaft erholte sich.

Wenn wir wollen, können wir also.

Wünschenswert wäre eine ebenso große Leidenschaft für den Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit als Ganzes. Und das jetzt, in den 2020ern, nicht erst in vielen Jahrzehnten.

Denn wie Corona wird auch der Klimawandel eines Tages das Potential entfalten, ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) gefährlich zum Schrumpfen zu bewegen. Ergo gefährden wir mit unserem Nicht-Handeln das Wachstum der Zukunft.

Noch so ein Widerspruch.

Unser Problem (welches letztendlich das Problem unserer Nachfahren sein wird): Der Klimawandel betrifft uns noch nicht stark genug, als dass wir etwas unternehmen wollen. Und das, obwohl Forschende und Wissenschaftler:innen erst kürzlich wieder vor den Konsequenzen unseres Handelns gewarnt haben.

Covid-19 verleitete uns rechtzeitig dazu, Vorkehrungen zu treffen und an morgen zu denken. Wann wird dies bei den Themen Klima und Nachhaltigkeit der Fall sein?

Krieg und Inflation: Alles außer Nachhaltigkeit?

Kaum war die erste große Krise der 2020er überwunden, stand schon die nächste vor der Tür. Ein Krieg mitten in Europa, die Welt rüstete auf. Ausführungen darüber, wie sehr uns die aktuellen Entwicklungen sozial zurückwerfen, spare ich mir an dieser Stelle.

Legen wir den Fokus auf Wachstum und Nachhaltigkeit, sticht ein klarer Gewinner hervor: Wachstum. Der Einbruch des Wirtschaftswachstums infolge der laufenden Krise wird mit Schrecken beobachtet, während wir jeglichen Stillstand in Sachen Nachhaltigkeit schweigend zur Kenntnis nehmen.

Und dabei sollte Nachhaltigkeit ganz oben auf unserer Agenda stehen. Oder etwa nicht?

Gewiss sind Weltwirtschaft und -politik zu komplex, um ihnen in diesen wenigen Zeilen Handlungsunfähigkeit zu attestieren. Es gibt zu viele Positivbeispiele für Nachhaltigkeit. Aber angesichts der Tatsache, dass wir nie zuvor so viel wussten wie heute, tun wir schlichtweg zu wenig.

Wir alle.

Krieg und Inflation heizen die prekäre Lage, in der wir uns befinden, zusätzlich an. Unser Planet und wir können uns diese Krise nicht leisten. Doch nun ist sie da, und die finanziellen Mittel fließen. Sie werden – hoffentlich – für Stabilität sorgen und uns vor einer atomaren Katastrophe bewahren.

Wofür sie vorerst nicht sorgen werden: einen wahren Umbruch in Sachen Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit.

Warum es an der Zeit ist, Wachstum und Nachhaltigkeit neu zu denken

In Krisenzeiten denken wir zuerst an das Heute. Das ist menschlich.

Doch dieser Ansatz ist tückisch: Krisen vermitteln den Eindruck, eines Tages vorüberzugehen und uns wieder Raum zu schaffen. Raum für Innovationen, für eine bessere Welt. Um endlich wieder an den Dingen zu arbeiten, die uns wichtig sind.

Was im aktuellen Jahrzehnt anders läuft: Eine Krise trifft auf die nächste. Wir kommen gar nicht dazu, durchzuatmen. Tag für Tag laufen wir auf Sparflamme und konzentrieren uns einzig und allein darauf, durch die Zeit zu kommen.

Bei all der Aufregung fehlen uns Kraft und Ressourcen, unsere Bestrebungen für mehr Nachhaltigkeit wirklich in den Fokus zu stellen. Auch das ist menschlich – leider. Wir verlassen uns auf … Ja, worauf eigentlich?

Solange uns technische Innovationen nicht garantieren, dass sie das Ruder zugunsten unseres Planeten umreißen werden, können wir nicht auf sie zählen. Wir spenden schließlich auch nicht unser gesamtes Vermögen an andere, weil wir davon ausgehen, morgen drei Millionen Euro auf der Straße zu finden.

Nach heutigem Stand beißen sich die Begriffe Wachstum und Nachhaltigkeit wie Blau und Grün. Sie harmonieren nicht miteinander. Und solange wirtschaftliches Wachstum ein Muss ist, bleibt Nachhaltigkeit nichts weiter als ein Kann.

Vielleicht sollten wir damit aufhören, so zu tun, als bildeten Wirtschaft und Nachhaltigkeit eine Einheit. Denn das tun sie nicht. Jedenfalls noch nicht.

Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen.

Doch wer hätte gedacht, dass eine davon es sein würde, sich einen authentischen Ausblick auf die 2020er-Jahre zu bewahren?

Texterin für Wirtschaft, Gesellschaft und Nachhaltigkeit

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to be continued