Verlernte Präsenz
 

Wann genau haben wir eigentlich verlernt, hier zu sein, nicht ständig dort und weg und überall? Warum ist es so schwer geworden, den Moment zu spüren – egal ob an guten oder schlechten Tagen? Wieso zum Teufel bekommen selbst jene nicht immer unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, die wir mehr als alles andere lieben? Was ist passiert?

Ganz einfach: das Leben, der Fortschritt, die neuen Möglichkeiten. 

Alles ist schneller geworden. Wir hetzen dem Morgen hinterher, während ein Teil von uns im Hier und Jetzt verharrt. Die Listen mit Aufgaben, die To-dos, sie füllen sich, Bildschirme blinken, Chaos im Kopf. Und irgendwo dazwischen verlieren wir das Gespür für den Moment, den wir uns so lange herbeigesehnt haben.

Die Welt von heute lädt uns ein, ständig Neues zu sehen und zu erkunden. Das ist schön. Doch der Preis, den wir dafür zahlen, kann hoch sein. Immer erreichbar, immer informiert, immer woanders. Selbst wenn wir still dasitzen, wandert unser Verstand weiter. Zum nächsten Termin, zur unbeantworteten Nachricht, zur irrationalen Angst, etwas zu verpassen.

Aber was verpassen wir wirklich?

Vielleicht genau das, was das Leben lebenswert macht: Zeit mit unserer Familie, unseren Freund:innen oder der Kollegschaft, die gar nicht so übel ist. Grillabende auf der Dachterrasse ohne Ablenkung. Wirre, aber schöne Gedankenschleifen, während wir aus dem Zugfenster schauen. Feste. Dieses eine Gespräch mit einem Fremden … 

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, auch mal langsam zu machen, innezuhalten. Dem Moment eine Chance zu geben.